Dem anderen gegenüber verzeihen ist eine große Geste, denn wir geben ihm energetische Freiheit, sobald wir vergeben. Doch eine noch viel größere Geste ist es, sich selbst aus dem Gefängnis des Grolls zu entlassen. Das lernt man nur, wenn man innerlich den Schritt wagt, dem anderen zu verzeihen und ihm nichts, absolut nichts mehr vorwirft. Zu akzeptieren, dass der andere nunmal ein Mensch ist und dass er so sein darf, dass man vielleicht mit manchem Menschen nur ein Teil seines Lebens verbringt und nichts das ganze, ist unglaublich schwer, doch dann sind wir frei.
Viele von uns tendieren dazu, die Enttäuschung sehr lange mit sich herum zu tragen und somit in den daraus folgenden Emotionen steckenzubleiben. Wir wiederholen das Geschehene in Gedanken immer und immer wieder und versuchen dabei unser Verhalten zu korrigieren, bessere Widerworte zu finden und uns besser zu schützen. Doch wir können das Vergangene nicht ändern, aber dieses Verhalten hindert uns daran loszulassen. Wenn es uns gelingt einen Schritt zurück zu treten und etwas Distanz zu unserer Enttäuschung zu schaffen, dann können wir aus der Emotion in eine andere Ebene gelangen. Manchmal führt Verstehen zum Vergeben oder zum findest zu einem Akzeptieren.
Keine Verletzung ist es wert, dass wir sie gegen unsere Lebensfreude eintauschen. Doch leider hängt Groll gegen andere oft mit dem Groll gegen uns selbst zusammen – Man verzeiht sich bestimmte Dinge nicht, erlaubt sich nicht, unvollkommen zu sein. Damit macht man es sich schwer, neue Lebensfreude zu finden. Vergebung ist die Königsdisziplin im Loslassen, denn mit ihr können wir die Vergangenheit Ruhen lassen. Was wir wirklich vergeben, ist nicht mehr in uns. Die Wunden können endlich heilen. Wir fühlen uns endlich wieder frei. Vergebung ist ein Geschenk, dass wir uns selbst machen.