Der 1. Mai, der Tag der Arbeit, steht vor der Tür. Und jedes Jahr aufs Neue frage ich mich: Wofür arbeiten wir eigentlich? Was bedeutet „Arbeit“ für mich – und für uns als Gesellschaft? Ist sie nur Leistung und Produktivität? Oder kann sie auch Ausdruck von Sinn, Kreativität und Hingabe sein?
In unserem Alltag – schnell, laut, dicht getaktet – geraten wir leicht in einen Strudel, in dem wir nur noch funktionieren. Zwischen Job, Familie, Verpflichtungen und Erwartungen bleibt oft kaum Zeit, um innezuhalten. Doch gerade der Tag der Arbeit, dieser offizielle Moment des Anhaltens, darf eine Erinnerung sein: Wir dürfen langsamer werden. Wir dürfen weicher werden. Wir dürfen zurückfinden zu einem Arbeiten, das nicht erschöpft, sondern nährt.
Ich habe gelernt, dass Entschleunigung nicht bedeutet, weniger zu tun – sondern bewusster zu tun. Es beginnt im Kleinen: Ich starte den Morgen nicht mehr mit dem Blick aufs Handy, sondern mit ein paar tiefen Atemzügen und der Frage: „Wie will ich heute da sein?“ Wir machen gemeinsam die Mittagspause zu einem Ritual, gehen zehn Minuten spazieren, barfuß durch den Garten, wenn möglich. Ich nehme mir bewusst Zeit, einen Tee aufzubrühen – nicht als To-do, sondern als Übergang.
Auch im Beruf finde ich kleine Räume der Achtsamkeit: eine kurze Stille vor einem Meeting, ein tiefer Atemzug vor einem Gespräch. Ich erinnere mich: Ich bin kein Rädchen im Getriebe. Ich bin Mensch. Wir alle sind das.
Arbeit darf erfüllend sein – wenn wir sie im Einklang mit unseren Werten und Bedürfnissen leben. Sie darf Ausdruck unserer Seele sein. Und sie darf auch Grenzen haben. Der Tag der Arbeit ruft uns nicht nur zum Feiern unserer Leistung auf, sondern auch dazu, neue Wege zu gehen – hin zu mehr Bewusstsein, mehr Balance und innerem Frieden.
Lasst uns diesen Tag nutzen, um neu zu wählen. Wie wollen wir leben? Wie wollen wir arbeiten? Und vor allem: Wie wollen wir uns selbst dabei begegnen?
Denn am Ende zählt nicht, wie viel wir geschafft haben. Sondern wie sehr wir dabei bei uns selbst geblieben sind.